Academia.edu

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Academia.edu

Logo
Rechtsform privat
Gründung September 2008
Sitz San Francisco, Kalifornien, USA
Leitung Richard Price
Mitarbeiterzahl 43[1]
Website academia.edu

Academia.edu ist ein 2008 von Richard Price gegründetes Unternehmen, das einen kommerziellen Dokumentenserver betreibt. Academia.edu versteht sich als Verteilstation für OpenAccess-Papers, die von Autoren selbst hochgeladen und verwaltet werden. Im Jahr 2015 wurde eine Peer-Review-Funktion namens „Draft Session“ hinzugefügt, die das Annotieren von PDF-Dokumenten unterstützt.[2] Eine weitere Funktionalität besteht darin, über einen Follow-Button den Aktivitäten anderer Nutzer folgen zu können. 2019 gab es weit über 100 Millionen Nutzer weltweit.[3]

Academia.edu wurde im Rahmen des Open Science Summit 2012 als zukunftsfähige Plattform bezeichnet, die sowohl die Geschwindigkeit in der Wissenschaftskommunikation erhöht als auch die Kosten senkt.[4] Die Plattform ist minimalistisch gestaltet und kann monatlich neue Nutzer hinzugewinnen. Anders als bei etablierten Preprint-Servern wie ArXiv ist der Dokumentenupload einfach gehalten. Auch Nicht-Universitätsangehörige können sich über ein Google-Konto anmelden. Sie erhalten dann in der URL ein vorangestelltes „independent“ zu ihrem Profil. Während ResearchGate eventuell eher eine etwas stärkere Verbreitung in den Natur-, Sozial- und Humanwissenschaften (inklusive Psychologie) hat, hat Academia.edu eher einen Schwerpunkt bei den Geisteswissenschaften. Allerdings gleichen sich die inhaltlichen Profile beider Wissenschaftsnetzwerke an, so dass dies nur begrenzt ein Auswahlkriterium darstellt. In einer 2016 vom Magazin Times Higher Education durchgeführten Umfrage mit 20.670 Teilnehmern weltweit wurde allerdings ResearchGate als das führende Netzwerk genannt und war damit von der Gesamtgröße her etwa doppelt so populär wie das zweitmeistgenutzte akademische Netzwerk Academia.edu.[5] Nicht unberücksichtigt bleiben darf, dass viele, auch Top-Wissenschaftler und Professoren, beide Plattformen benutzen, wie z. B. Christoph Luitpold Frommel aus Deutschland[6], Marvin Trachtenberg aus den USA[7] oder Lara Schrijver aus Holland.[8]

Kommerzielles Unternehmen

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Academia.edu ist ein kommerzielles Unternehmen, auch wenn die Top-Level-Domain .edu den Eindruck einer öffentlichen Einrichtung erweckt, weil sie heute nur noch an US-amerikanische öffentliche Universitäten vergeben wird. Die .edu-Domain des Unternehmens unterliegt jedoch dem Bestandsschutz, da sie bereits vor der 2001 beschlossenen Restriktion auf akkreditierte Bildungsinstitutionen registriert war.

Academia.edu wurde mehrmals vom Elsevier Verlag mit sogenannten „Takedown“-Anfragen konfrontiert.[9] Vorgeworfen wurde Academia.edu, dass seine Nutzer dort urheberrechtlich geschützte Dokumente hochgeladen haben. Auf die Takedown-Anfragen hat Academia.edu reagiert und die entsprechenden Dokumente vom Netz genommen, außerdem wurden die Nutzer informiert, was einige Autoren verärgert hat.

Academia.edu steht in der Kritik, weil dort als Spam empfundene Nachrichten versendet werden. Dies betrifft unter anderem Co-Autoren, die selbst noch nicht Mitglied sind.

Bei Academia sind einige Serviceleistungen eines wissenschaftlichen Netzwerks (Anzeige der Verweise in anderen Schriften etc.), die es bei anderen wissenschaftlichen Netzwerken (etwa ResearchGate) teilweise kostenlos gibt, nur mit einer kostenpflichtigen Premium-Mitgliedschaft (gegenwärtig 99 US-Dollar pro Jahr) zugänglich und man erhält bei Diensten (etwa einer Erwähnung in anderen Texten) zwar E-Mails, wird beim Weiterklicken dann aber regelmäßig darauf hingewiesen, dass man auf die bezahlte Version umsteigen muss, um die in den E-Mails beworbenen Dienste überhaupt nutzen zu können.

Außerdem gilt Academia.edu nicht als echter OpenAccess-Server, weil eine DOI-Schlüsselvergabe fehlt. Unter anderem auch aus diesem Grund und der daraus folgenden fehlenden Zitierfähigkeit wurde in einem Blogeintrag der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin Academia.edu nur bedingt für das wissenschaftliche Publizieren empfohlen.[10]

Die Webseite finanziert sich über Werbung und über die oben erwähnten Premiummitgliedschaften. So wird großflächige, animierte Bannerwerbung geschaltet.

Academia.edu steht zudem in der Kritik, mit dem Anschein von Open Access Profitziele zu verfolgen und intransparent zu agieren. So deutet beispielsweise die Top-Level-Domain .edu irrtümlich auf eine öffentliche Universität hin, tatsächlich handelt es sich allerdings um ein kommerzielles Unternehmen mit Sitz in San Francisco. Es gab daher mehrfach Aufrufe, Academia.edu zu boykottieren, beispielsweise durch einen Artikel, den die Zeitschrift Forbes publizierte.[11]

Stand 2022 sammelt Academia.edu potentielle Publikationen von Wissenschaftlern basierend auf ihren Namen. Wenn Nutzer häufige Namen haben und dadurch mehrere Wissenschaftler den gleichen Namen haben, bekommen die Nutzer häufig sogenannte „mentions“ (Erwähnungen) und sollen zuordnen, welche davon tatsächlich ihren eigenen Publikationen entsprechen und welche nicht. Dies zu tun erfordert jedoch einen monatlich oder jährlich bezahlten Premium-Account. Ohne solche Bezahlung sind die Nutzer nicht in der Lage zu überprüfen, welche „mentions“ ihren Accounts zugeordnet werden und welche nicht. Den eigenen Account auf dem neuesten Stand und fehlerfrei zu halten, ist daher ohne bezahlten Account fast nicht möglich.[12]

Einzelnachweise

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  1. About. In: academia.edu. Abgerufen am 28. Oktober 2019.
  2. Daniel Cressey: Social network launches bid to get academics chattering about papers online. In: nature.com. 25. September 2015, abgerufen am 18. Dezember 2016.
  3. Hiring. In: academia.edu. Abgerufen am 27. November 2019.
  4. Richard Price: Academia.edu & The Future of Science auf YouTube, 8. November 2012 (englisch).
  5. Do academic social networks share academics’ interests? In: timeshighereducation.com. 6. April 2016, abgerufen am 7. Juli 2016 (englisch).
  6. Christoph Luitpold Frommel. In: Academia.edu. Abgerufen am 25. Mai 2014.
  7. Marvin Trachtenberg. In: Academia.edu. Abgerufen am 25. Mai 2014.
  8. Lara Schrijver. In: Academia.edu. Abgerufen am 25. Mai 2014.
  9. Olivia Solon: Elsevier clamps down on academics posting their own papers online. 17. Dezember 2013, abgerufen am 18. Dezember 2016.
  10. Michaela Voigt: Artikel bei ResearchGate und Co hochladen: Welcher Verlag erlaubt was? Und wie Open Access ist das eigentlich? In: blogs.ub.tu-berlin.de. 10. August 2016, abgerufen am 18. Dezember 2016.
  11. Sarah Bond: Dear Scholars, Delete Your Account At Academia.Edu. In: forbes.com. Abgerufen am 8. August 2018.
  12. Academia.edu: Upgrade to see mentions. In: academia.edu. Abgerufen am 8. Juli 2022.