20Ten

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20Ten
Studioalbum von Prince

Veröffent-
lichung(en)

10. Juli 2010

Aufnahme

1. September 2008 – Februar 2010

Label(s) NPG Records

Format(e)

CD, Download

Genre(s)

Contemporary R&B, Elektronische Tanzmusik, Funk, Pop, Soul

Titel (Anzahl)

10

Länge

46:12

Besetzung Alle Songs wurden von Prince produziert, arrangiert, komponiert und vorgetragen. Folgende Personen ergänzten die Aufnahmen:[1]
  • Elisa Dease – Backing Vocals in Act of God, Beginning Endlessly, Compassion, Everybody Loves Me, Future Soul Song, Laydown, Sticky Like Glue
  • Greg Boyer – Posaune in Compassion
  • Liv Warfield – Backing Vocals in Act of God, Beginning Endlessly, Compassion, Everybody Loves Me, Future Soul Song, Laydown Sticky Like Glue
  • Shelby J. – Backing Vocals in Act of God, Beginning Endlessly, Compassion, Everybody Loves Me, Future Soul Song, Laydown, Sticky Like Glue
  • CD-Label-Design – Meurig Rees

Produktion

Prince

Studio(s)

Paisley Park Studio (Chanhassen)
Sunset Sound (Los Angeles)

Chronologie
Lotusflow3r / MPLSound / Elixer
(2009)
20Ten Art Official Age
(2014)
Singleauskopplung
keine

20Ten (sprich: „twenty-ten“) ist das 35. Studioalbum des US-amerikanischen Musikers Prince. Es erschien am 10. Juli 2010 bei seinem Label NPG Records und war ausschließlich als CD-Beigabe von sechs verschiedenen europäischen Zeitungen erhältlich, weswegen 20Ten nicht in den internationalen Albumcharts geführt wurde. Außerhalb Europas wurde das Album nicht veröffentlicht.

Die Musik zählt zu den Genres Contemporary R&B, Elektronische Tanzmusik, Funk, Pop und Soul. Als Gastmusiker wirkt Maceo Parker mit. Musikkritiker von Zeitungen, bei denen 20Ten als CD-Beigabe erhältlich war, zeigten sich vom Album begeistert; Musikkritiker anderer Zeitungen verhielten sich mit Lob meist wesentlich zurückhaltender.

Die Tournee zum Album spielte Prince ausschließlich in Europa und bestand aus lediglich sieben Konzerten, von denen vier im Rahmen von Musikfestivals stattfanden.

Alle Songs von 20Ten nahm Prince zwischen 2006 und Februar 2010 in seinem Paisley Park Studio in Chanhassen in Minnesota auf. Als erstes Stück spielte er bereits Ende der 1990er Jahre Future Soul Song ein, überarbeitete es aber im August 2008 im Tonstudio Sunset Sound in Los Angeles in Kalifornien und platzierte es ursprünglich auf seinem im März 2009 veröffentlichten Album Lotusflow3r. Letztendlich strich er den Song wieder von der Tracklist und überarbeitete ihn erneut am 20. November 2009 im Paisley Park Studio.[2]

Anfang 2006 spielte Prince Compassion ein. Auch diesen Song platzierte er anfangs auf Lotusflow3r, überarbeitete ihn aber auch im Sunset Sound, und zwar am 1. September 2008 und fügte Backing Vocals sowie Overdubs hinzu.[3]

Im Jahr 2009 nahm Prince die meisten Songs für 20Ten auf und spielte am 1. August Walk in Sand ein.[4] Am 20. November nahm er neben Future Soul Song auch den Track Sticky Like Glue auf.[2] Die drei Stücke Act of God, Laydown und Sea of Everything spielte er am 25. November 2009 ein.[5] Die genauen Aufnahmedaten der drei Songs Beginning Endlessly, Everybody Loves Me und Lavaux sind der Öffentlichkeit nicht bekannt, aber Prince nahm sie im Zeitraum von September 2009 bis Februar 2010 im Paisley Park Studio auf.[6]

Marketingstrategie

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Ab dem Jahr 2007 arbeitete Prince mit keinem Tonträgerunternehmen mehr zusammen und grenzte sich von der Musikindustrie zunehmend ab; die Tonträger erschienen zwar bei seinem eigenen Musiklabel NPG Records, aber für den Vertrieb wählte er alternative Kanäle. Beispielsweise konnte seine Live-CD Indigo Nights im Jahr 2008 nur als CD-Beigabe seines Buches 21 Nights käuflich erworben werden und 2009 vertrieb die US-amerikanische Einzelhandelskette Target Corporation sein Dreifachalbum Lotusflow3r.

Am 22. Juni 2010 traf sich Prince mit Vertretern der Schallplattenfirma Warner Bros. Records, bei der er von 1977 bis 1999 unter Vertrag gestanden hatte. Es wurde über einen möglichen Vertrieb von 20Ten in den USA diskutiert, doch letztlich kam kein Vertrag zustande.[7] Daraufhin entschied sich Prince für eine andere Marketingstrategie und ließ 20Ten als CD-Beigabe einer Zeitung ausschließlich in Europa vertreiben. Auf ähnliche Art und Weise hatte er 2007 sein Album Planet Earth im Vereinigten Königreich veröffentlicht.

Kiran Sharma, damalige Repräsentantin von Prince, zeigte sich von der Verkaufsstrategie von 20Ten begeistert und meinte: Es sei „das erste Mal auf der Welt, dass ein neues Album über alternative Kanäle gratis ausgeliefert wird.“[8]

Bei den Zeitungen Daily Mirror, Het Nieuwsblad und der deutschen Ausgabe des Rolling Stone war 20Ten als CD-Beigabe erhältlich. Journalisten dieser Zeitungen gewährte Prince Zugang in seinem Paisley Park Studio, damit diese mit ihm Interviews führen und über das Album berichten konnten.[9]

Als Begründung, warum er 20Ten als Zeitungsbeilage vertrieb, vertrat Prince gegenüber dem Daily Mirror die Meinung, das Internet sei „vollständig vorbei“. Zudem zog er einen Vergleich zum Musiksender MTV: „Das Internet ist wie MTV. MTV war einmal total in und plötzlich war es veraltet. Wie auch immer, diese ganzen Computer und digitalen Spielereien sind nicht gut. Die füllen deinen Kopf nur mit Zahlen und das kann dir nicht gut tun.“[10] Außerdem werde es auch keine Downloads seiner neuen Songs geben. Er sehe keinen Grund, seine Musik über Plattformen wie das iTunes Store zu verkaufen, weil er die Akzeptanz des Bezahlsystems bezweifle. Er glaube jedoch, neue Wege zu finden, seine Musik zu verbreiten.[11]

Gestaltung des Covers

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Für die Covergestaltung waren Modedesignerin Debbie McGuan, Creative Director Anthony Malzone sowie Artdirector und Grafikdesigner Meurig Rees zuständig. Prince arbeitete mit McGuan von 1993 bis 2010 zusammen, die im genannten Zeitraum immer wieder Outfits für ihn entwarf. Mit Malzone arbeitete er von 2008 bis 2014 und mit Rees nur für das Album 20Ten.

Die CD steckt in einer Papphülse, ein Booklet existiert nicht. Das Frontcover ist in Form einer spartanischen Zeichnung gestaltet. Innerhalb dieser Zeichnung ist Prince als männliches Model dargestellt, kreiert von McGuan. Er trägt ein farbenfrohes Tunika-ähnliches Hemd mit Stehkragen, das geöffnet ist, sodass seine Brusthaare zu sehen sind. Zudem trägt er eine Halskette mit einem Symbol-Anhänger – das unaussprechbare Symbol, das Prince von 1993 bis 2000 als Künstlernamen benutzt hatte. Er ist auf der linken Bildhälfte platziert und von Kopf bis zu den Oberschenkeln dargestellt. In der Zeichnung besitzt Prince zwei rechte Arme. Am äußeren linken Bildrand sind in Höhe seiner rechten Schulter Zeigefinger und Daumen einer Hand zu sehen, die einen Stift hält und das Albumcover zu vollenden scheint.

Im Hintergrund ist in rot-orangen Farbtönen eine Art Wüstenlandschaft zu erkennen, die Konturen eines Gesicht mit Nase, Oberlippe, Unterlippe und Kinn besitzt. Diese Konturen erinnern an die Hügellandschaft des Frauenkörpers in der Covergestaltung des Albums Around the World in a Day aus dem Jahr 1985.

Mittig im oberen Bereich des Covers ist das Prince-Symbol zu sehen. Vor dem Kreis des Symbols steht die Ziffer „2“, sodass zusammengesetzt die Zahl „20“ zu lesen ist. Innerhalb des Kreises ist das Wort „Ten“ zu lesen, das aber als typografische Ligatur kreiert wurde; der Name „Prince“ kann ebenfalls aus dem Wort gelesen werden.

Die Ziffer „2“ vor dem Kreis ist so gestaltet, dass sie auch als Ziffer „7“ interpretiert werden kann. Wird das Cover um 180 Grad gedreht, ist die Ziffer „7“ als Ziffer „6“ zu lesen – der 7.6. ist Prince’ Geburtsdatum. Ferner sind auf der rechten oberen Bildseite Regentropfen vorhanden.

Auf der Rückseite des Covers ist die Tracklist des Albums von Track 1 Compassion bis Track 9 Everybody Loves Me in lilafarbener Schrift abgedruckt. Der Hidden Track Laydown ist in überdimensionaler Schriftgröße ebenfalls zu lesen.[12]

Mitarbeiter von Pitchfork Media wählten das Cover im Dezember 2010 als eines der schlechtesten des Jahres.[13]

Die Musik zählt zum Genre Contemporary R&B, Elektronische Tanzmusik, Funk, Pop und Soul. Einige Songs klingen zuweilen ähnlich wie frühere Kompositionen von Prince, etwa von seinem Album 1999 aus dem Jahr 1982.[9] Er produzierte die Songs von 20Ten minimalistisch – bei einer Vielzahl der Songs dominieren Synthesizer und der Drumcomputer Linn LM-1, den er oftmals bei Studioaufnahmen seiner Musikalben in den 1980er Jahren benutzt hatte. Gitarren-Licks sind auf 20Ten selten zu hören.[14]

Posaunist Greg Boyer und im Hintergrund Saxofonist Maceo Parker, 2015

Das erste Stück Compassion ist aus dem Genre Elektronische Tanzmusik und enthält unter anderem ein Keyboard-Staccato. Posaunist Greg Boyer, Maceo Parker und Trompeter Ray Monteiro unterstützen Prince bei dem Song auf ihren Blasinstrumenten. Compassion klingt zuweilen wie Let’s Pretend We’re Married vom Album 1999.[1][9][14] Der zweite Song Beginning Endlessly enthält eingängige Synthesizer-Riffs und den Liedtext trägt Prince in einer Sprechgesang-ähnlichen Form vor.[14]

Future Soul Song ist eine Ballade aus dem Genre Soul, die zuweilen an The Beautiful Ones aus dem Jahr 1984 erinnert. Im Gesangsstil präsentiert sich Prince als Crooner, der Refrain besteht aus „Sha-la-la“.[14] Sticky Like Glue ist aus dem Bereich Funk und enthält dominierende Basslines sowie eine aus dem gleichen Genre gespielte Gitarre. Im Song wechselt Prince des Öfteren seine Stimmlage, eine Rap-Passage ist von ihm ebenfalls zu hören.[14] Das Stück besitzt zuweilen Ähnlichkeiten mit dem Song Superstar, 2002 von King Britt veröffentlicht und 2004 mit Ivana Santilli (* 1975) als Single herausgebracht.[15]

Auch der fünfte Track Act of God stammt aus dem Genre Funk. Im gesellschaftskritischen Liedtext beschäftigt sich Prince mit der Weltfinanzkrise 2007–2008 und mit dem Irakkrieg; beispielsweise singt er, dass von US-Steuergeldern Bomber gebaut werden, „angeblich um uns vor Saddam zu schützen.“[16]

Prince’ Keyboard-Spiel im Funk-Song Lavaux erinnert zuweilen an Keyboard-Passagen seines Tracks 1999. Im Liedtext beschreibt er die Schönheit des Schweizer Weinbaugebiets Lavaux sowie die aus Vevey stammende Schokolade von François-Louis Cailler.[4][14]

Walk in Sand ist eine von Prince’ Klavierspiel dominierte Ballade. Im Gegensatz zu den anderen Songs auf 20Ten spielt Prince Live-Drums und keine programmierten Drums. Er singt in dem für ihn typischen Falsettgesang und die Melodie sowie Liedtext-Botschaft sind simpel: „Nichts ist schöner als mit dir Hand in Hand im Sand spazieren zu gehen“.[14] Mehrere zu Walk in Sand ähnliche Balladen hatte Prince bereits zuvor in seiner Karriere geschrieben.[9] Sea of Everything ist eine Schlafzimmerballade, die er ebenfalls vorwiegend im Falsettgesang vorträgt.

Everybody Loves Me ist ein Rock-’n’-Roll-Stomp mit Boogie-Woogie-Piano-Breaks. Im Liedtext singt Prince unter anderem: „Heute Nacht liebe ich alle Menschen, und alle lieben mich“. Damit meint er nicht sich selbst, sondern den selbstbewussten Geist, der auf der Tanzfläche jeden Menschen zum Star machen könne. Der Groove erinnert zuweilen an All the Critics Love U in New York vom Album 1999.[9]

Der Hidden Track Laydown war in einer früheren Version von 20Ten der Eröffnungssong und ist dem Genre R&B zuzuordnen. Das Stück enthält unter anderem ein düster und beunruhigend wirkendes Gitarrenspiel, komplexe Synthesizer-Lines und einen von Prince vorgetragenem Rap, in dem er sich als „Purple Yoda“ bezeichnet, eine Anspielung auf die Figur Yoda aus Star Wars.[9][17] Den Refrain „you need to laydown“ singt Liv Warfield (* 1979), Elisa Dease (' 1969) ist zuweilen in der Passage „here comes the purple Yoda“ zu hören.

Titelliste und Veröffentlichungen

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# Titel Dauer
1 Compassion 3:57
2 Beginning Endlessly 5:27
3 Future Soul Song 5:08
4 Sticky Like Glue 4:46
5 Act of God 3:13
6 Lavaux 3:03
7 Walk in Sand 3:29
8 Sea of Everything 3:49
9 Everybody Loves Me 4:00
77 Laydown (Hidden Track) 3:07
Spieldauer: 46:12 min.
Autor aller Songs ist Prince

Das Album ist nur als CD-Beigabe von insgesamt sechs verschiedenen europäischen Zeitungen erschienen. Es war erstmals am 10. Juli 2010 bei der britischen Tageszeitung Daily Mirror und deren schottischem Tochterblatt Daily Record erhältlich. Am selben Tag erschien 20Ten auch bei der niederländischsprachigen Tageszeitung Het Nieuwsblad in Belgien und beim Tochterblatt De Gentenaar. Am 22. Juli 2010 veröffentlichte die deutsche Ausgabe des Musikmagazins Rolling Stone in seiner August-Ausgabe das Album in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Außerdem erschien es am selben Tag bei der wöchentlich erscheinenden Zeitschrift Courrier international in Frankreich.[18] Erst seit 2018 und damit zwei Jahre nach Prince’ Tod wird 20Ten auch als Download angeboten.

Der britische Verleger Trinity Mirror, Herausgeber von Daily Mirror und Daily Records, vertrieb über 2,5 Millionen CDs von 20Ten.[19] Doch am 10. Juli 2010 verkauften die genannten Zeitungen zusammen nur 379.000 Exemplare des Albums. Zwei Tage später entschied der Daily Mirror, jedem, der die Zeitung Online bestellte, das Album 20Ten mitzuliefern.[9] Im Juli 2007, als Prince sein Album Planet Earth über die britische Sonntagszeitung The Mail on Sunday vertrieb, waren über 600.000 Exemplare verkauft worden.[9]

In Deutschland, Österreich und in der Schweiz war die Erstauflage der August-Ausgabe des Rolling Stone bereits nach einer Woche nahezu ausverkauft. Der Verlag stellte jedoch eine Neuauflage inklusive des Albums zur Verfügung.[20] Das Rolling-Stone-Magazin hatte zu dieser Zeit eine Auflage von knapp 64.000 Exemplaren.[21] Anstatt der handelsüblichen 5,50 Euro kostete eine Ausgabe mit der CD 6,99 Euro.

Auf der CD von 20Ten ist folgendes zu lesen: „For promotional use only. Not for resale.“ (englisch für Nur für Werbezwecke. Nicht für den Weiterverkauf.) Der Song Laydown ist als Hidden Track erst als Titel #77 zu hören. Von Track 10 bis 76 sind lediglich Pausen von jeweils fünf Sekunden vorhanden. Von dem Album wurden keine Singles ausgekoppelt und Musikvideos produzierte Prince nicht. Zwar stellte die portugiesische Bierfirma Super Bock Group ein Video zu Walk in Sand kurz nach der Veröffentlichung von 20Ten zur Verfügung, um ihr Produkt in Verbindung mit Prince’ Auftritt am 18. Juli 2010 beim Festival Super Bock Super Rock im Parque das Nações in Lissabon zu bewerben. Doch das Unternehmen musste das Video nach einer Urheberrechtsklage von NPG Records sofort wieder entfernen.[22]

Anfang Oktober 2010 kündigte Prince eine überarbeitete Neuauflage des Albums mit Namen 20Ten Deluxe an, die er letztendlich aber nicht veröffentlichte. Auf dieser Neuauflage war unter anderem der Song Rich Friends enthalten, den er schließlich am 14. Oktober 2010 als Download anbot.[9][23] Am 6. Januar 2013 veröffentlichte Prince mit Laydown (Xtended) eine Maxi-Single des Songs, die 5:54 Minuten lang ist und ebenfalls nur als Download erhältlich war.[24]

Prince 20TEN Tour
von Prince
Präsentationsalbum 20Ten
Anfang der Tournee 4. Juli 2010
Ende der Tournee 25. Juli 2010
Konzerte insgesamt
(nach Kontinent)
7 in Europa
Konzerte insgesamt 7
Chronologie
21 Nights In London : The Earth Tour
(2006–2007)
Prince 20TEN Tour Welcome 2 America Tour (2010–2012)

Die Tournee zum Album mit Namen „Prince 20TEN Tour“ fand ausschließlich in Europa statt und umfasste lediglich sieben Konzerte; sie begann am 4. Juli 2010 beim Roskilde-Festival in Dänemark und endete am 25. Juli 2010 im Palais Nikaia in Nizza. Die Konzerte wurden von insgesamt 193.500 Zuschauern besucht,[25] wobei Prince vier der sieben Konzerte auf Musikfestivals spielte, deren Zuschauerkapazität höher war als auf seinen herkömmlichen Konzerten.

Abgesehen vom Roskilde-Festival trat er am 9. Juli beim Main Square Festival in Frankreich auf, am 10. Juli bei Rock Werchter in Belgien und am 18. Juli 2010 beim Festival Super Bock Super Rock in Portugal. Auf der Tournee spielte Prince vom Album 20Ten lediglich einmal die Songs Act of God und Future Soul Song. Die Konzertlänge variierte zwischen 120 und 150 Minuten, da er jedes Konzert mit einer eigenen Setlist individuell gestaltete. Seine Begleitband The New Power Generation bestand aus folgenden acht Mitgliedern:

  • Cassandra O’Neal – Backing Vocals, Keyboard
  • Cora Coleman-Dunham – Schlagzeug
  • Elisa Dease – Backing Vocals
  • Frédéric YonnetMundharmonika
  • Joshua Dunham – E-Bass
  • Liv Warfield – Backing Vocals
  • Morris Hayes – Keyboard
  • Shelby J. – Backing Vocals
  • als Gast: Sheila E. – Backing Vocals, Perkussion
Larry Graham, 2010

Vom 18. Oktober bis zum 18. November 2010 ging Prince erneut in Europa auf Tournee und nannte diese „Prince Live 2010“. Er gab abermals sieben Konzerte, die insgesamt von ungefähr 90.000 Zuschauern besucht wurden. Auf Musikfestivals spielte er diesmal nicht und Musikpromotion für 20Ten machte er keine.[26] Ida Kristine Nielsen gab bei dieser Tournee ihr Debüt als Bassistin in The New Power Generation.

Ab dem Jahr 1986 spielte Prince nach dem Hauptkonzert gelegentlich eine Aftershow, also ein weiteres Konzert nach Mitternacht. Seine Aftershows fanden in kleineren Musikclubs vor meist 300 bis 1.500 Zuschauern statt und Prince verzichtete auf die aufwendigen Bühnenshows, Choreografien und Lightshows seiner Hauptkonzerte. Zudem gestaltete er die Songauswahl anders und verzichtete oftmals auf seine Top-Ten-Hits. Höhepunkte mancher Aftershows waren Gastauftritte bekannter Musiker.

2010 spielte Prince bei seinen beiden Europatourneen nach fünf der insgesamt 14 Konzerte eine Aftershow. Davon fand die erste am 11. Juli 2010 im Viage in Brüssel statt, bei der Larry Graham als Gastmusiker auftrat.[27] Dann gab Prince am 23. Juli im Jazzclub New Morning in Paris eine Aftershow, die inklusive Zugaben knapp vier Stunden dauerte und somit das längste Konzert in seiner Karriere war.[28] Außerdem spielte er am 26. Juli im Palais Club in Cannes und am 21. Oktober 2010 im Amager Bio in Kopenhagen eine Aftershow. Die letzte Aftershow spielte er am 7. November 2010 erneut im Viage in Brüssel, bei der diesmal Bria Valente mitwirkte.[29]

Professionelle Bewertungen
Durchschnittsbewertung
Quelle Bewertung
AOTY[30] 40 %
Weitere Bewertungen
Quelle Bewertung
AllMusic[31] SternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol
The Guardian[32] SternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol
laut.de[33] SternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol
Musikexpress[34] SternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol
NME[35] SternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol
Der Spiegel[36] SternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol
Wilson & Alroy’s Record Reviews[37] SternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol

Die Kritiken zu 20Ten fielen unterschiedlich aus; während Musikkritiker von Zeitungen, die das Album als CD-Beigabe lieferten, zum Teil sehr positiv urteilten, waren unabhängige Journalisten mit Lob meist wesentlich zurückhaltender. Die Website AOTY (Album of the Year) errechnete eine Durchschnittsbewertung von nur 40 %, basierend auf sechs Rezensionen englischsprachiger Medien.[30]

Tony Parsons vom Daily Mirror (inklusive CD-Beigabe) verteilte zwar keine Note, zeigte sich aber begeistert; es sei Prince’ bestes Album seit Sign “☮” the Times aus dem Jahr 1987 und mit dem Comeback von Elvis Presley im Jahr 1968 ebenbürtig. Auf 20Ten höre man die „gefühlvollsten“, „spirituellsten“ und „romantischsten“ Songs, die Prince seit Jahren geschrieben habe.[38]

Joachim Hentschel von der deutschen Ausgabe des Musikmagazins Rolling Stone (inklusive CD-Beigabe) gab auch keine Note, lobte aber das Album und schrieb, Prince kehre „endgültig zum tighten Elektrofunk-Spirit der frühen Jahre zurück“. Er bringe „trocken groovende Party- und Kopfnickersongs, lippenleckende Soulballaden, ohne sich dabei selbst zu kopieren oder anzubiedern.“ Zudem vertrat Hentschel die Meinung, 20Ten sei Prince’ „bestes, konsequentestes Album“ seit Love Symbol von 1992.[14]

Der Focus meinte, das Album enthalte „zwar nichts, was man von Prince nicht so ähnlich schon gehört hat, kann dem riesigen Gesamtwerk aber durchaus den einen oder anderen Hit hinzufügen. Bereits der Auftakt Compassion – ein Elektrofunk-Stück im Stil der frühen“ 1980er Jahre mit „melodischer Nähe“ zur The Rocky Horror Picture Show (1975) – gelinge „vorzüglich“. In Beginning Endlessly dominierten Synthesizer-Fanfaren wie „vor knapp 30 Jahren, ehe eine für Prince so typische Funk-Gitarre den Song ins Ziel“ bringe. Zum Abschluss schrieb der Focus: „Das schlagerhafte, großmäulige Everybody Loves Me sei ihm verziehen. Prince ist wieder da, auch als Zeitschriften-Beilage“.[39]

Eine ähnliche Meinung wie der Focus vertrat Marc Deckert von der Süddeutsche Zeitung, der folgendes resümierte: „Jeder Song auf dem Album, das bis auf einige Stimmen und Bläsersätze wieder einmal von Prince ganz allein eingespielt und produziert wurde, lehnt sich rhythmisch oder klanglich an einen Prince-Klassiker an – nicht jeder ist gut, aber Aussetzer gehören nun mal ebenso zu diesem Künstler wie die großen Themen Gott, Funk und (körperliche) Liebe“.[40]

Eric Pfeil von der FAZ verteilte auch keine Note und verhielt sich mit Lob etwas zurückhaltender. „Einiges“ auf 20Ten sei „famos“, wie beispielsweise „das dreckige“ und „großartige“ Act of God. „Das von einem Keyboard-Riff getriebene“ Beginning Endlessly sei „wundervoller Elektro-Funk mit roboterartigem Harmoniegesang“; der Moment, „wo am Schluss seine funky Gitarre einsetzt, ist göttlich“. Zudem existierten „gute, ordentliche und öde Balladen“. Die beste davon, Future Love Song, halte aber „nicht das, was der Titel“ verspreche. Den Song Laydown hob Pfeil besonders positiv hervor und kam zum Fazit: „Ein ganzes Album in diesem Stil, das wäre etwas gewesen.“[41]

Ulf Kubanke von laut.de gab drei von fünf Sternen. Zwar beschrieb er Everybody Loves Me als „ganz schlimm!“ und „fast schon lächerlichen Partysong“, das Stück Future Soul Song als „nett aber letztendlich belanglos“, und Lavaux als „ziellos wie eine langweilige Proberaum-Fingerübung um sich selbst“. Aber die beiden Tracks Act of God und Laydown bezeichnete er als „zwei Weltklasse-Nummern“, zudem seien Sea of Everything und Walk in Sand „zwei schicke Balladen“. Als Fazit über Prince schrieb Kubanke: „Ja, er kann es immer noch! Lord Nelson ärgert und verzückt gleichermaßen. Doch kalt lässt er nie. Eine Eigenschaft, die er mit Kollegen“ wie Bob Dylan oder Neil Young gemeinsam habe.[33]

Stephen Thomas Erlewine von AllMusic war enttäuscht und gab nur zweieinhalb von fünf Sternen. Die Musik des Albums drehe „sich um die Vergangenheit“. Zwar hätten die Songs „mehr Biss und Schliff“ als auf dem Vorgängeralbum Lotusflow3r und MPLSound, was „aus der Ferne betrachtet attraktiv“ sei, aber „einer näheren Betrachtung“ nicht standhalte. Auf 20Ten existiere „alles nur an der Oberfläche“: Hooklines zündeten nicht, Funk-Jams blieben auf Sparflamme, die Sinnlichkeit lodere „nur vor sich hin“ und die Rhythmen wirkten „etwas steif“. Zwar bereite das Album auch „ein gewisses Vergnügen“, aber dieses sei nur „ein passives Vergnügen und eines, das innerhalb eines Tages vergessen ist“, schrieb Erlewine.[31]

Die beiden Musikjournalisten Albert Koch und Thomas Weiland vom Musikexpress gaben drei von sechs Sternen. Prince begnüge sich „mit einer sicheren Auswahl“ an Songs „ohne große Überflieger“. „Den New Wave-Einfluss zu Beginn in Compassion und Beginning Endlessly hätte er zum Oberthema für dieses Album ausbauen können, wohl müssen“. Stattdessen mache er mit „dem müden Future Soul Song weiter. Vertane Chance“.[34]

Andreas Borcholte von Der Spiegel (online) zeigte sich ebenfalls enttäuscht und verteilte fünf von zehn Punkten. In Anlehnung des Openers Compassion („Mitleid“) würde man „ungefähr auch das“ empfinden, wenn man das Album vollständig angehört habe. „Es scheint, als befinde sich Prince in einer Phase der Regression, wünscht sich zurück in Zeiten“, als er mit Purple Rain (1984), Around the World In A Day (1985) und Lovesexy (1988) „als King of Pop der coolen Leute gefeiert wurde“. Im Song Everybody Loves Me werde „die Prince-Show“ sogar „endgültig zur Farce“. Letztendlich wirke 20Ten wie „ein hastig aus dem umfangreichen B-Seiten-Archiv zusammengestellter Flohmarkt: Man findet ein paar Sachen, die man früher mal mochte, wird kurz nostalgisch, überlegt ein bisschen. Und dann lässt man ihn doch lieber liegen. Den alten Kram“.[36]

Jason Draper von der NME war auch enttäuscht und gab zwei von fünf Sternen. Seit Prince’ „Übertritt zu den Zeugen Jehovas“ im Jahr 2001 sei er „weit von dem Mann entfernt“, der 1982 im Song Let’s Pretend We’re Married aus seinem Album 1999 „aufrichtig den Geschmack aus deinem Mund ficken wollte“. Heutzutage (2010) wasche er diesen „eher mit Seife aus und verkauft dir einen Wachtturm“. Doch 20Ten besitze auch „seine Momente“, wie man im Stück Sticky Like Glue und in der „schönen, ruhigen Sturm-Ballade“ Walk in Sand hören könne. Der „beste Track“ sei aber Laydown, meinte Draper. Als Antwort auf Tony Parsons hervorragende Kritik im Daily Mirror, der 20Ten als bestes Prince-Album seit 1987 bezeichnet hatte, schrieb Draper: „Auf keinen Fall“.[35]

Simon Price von The Guardian bewertete 37 Prince-Alben und setzte 20Ten auf den vorletzten Platz. Er gab zwei von fünf Sternen und stellte ironischerweise fest, dass Tony Parsons vom Daily Mirror das Album „für genauso gut erklärte“ wie 1999, Purple Rain und Sign “☮” the Times.[32]

Die beiden Musikkritiker David Wilson und John Alroy zeigten sich ebenfalls sehr enttäuscht und gaben lediglich eineinhalb von fünf Sternen. Sie bezeichneten 20Ten als „eine Sammlung von Songs, die unverkennbar Prince sind und ebenso unverkennbar drittklassig sind.“ Keiner der Tracks könne es mit den Songs auf Musicology (2004) oder Lotusflow3r (2009) aufnehmen, „geschweige denn mit einem seiner Meilenstein-Alben“. 20Ten sei „eine ernüchternde Erinnerung daran“, dass „jedes“ zuvor aufgenommene Prince-Album, „jedes Stück, selbst die miserablen, vor kreativer Vitalität und Funken“ sprühten, die „hier fehlen“.[37]

  • Arthur Lizie: Prince FAQ: All That’s Left to Know About the Purple Reign. Backbeat Books, Guilford (Connecticut) 2020, ISBN 978-1-61713-670-2.
  • Ben Greenman: Dig If You Will the Picture – Funk, Sex and God in the Music of Prince. Faber & Faber Ltd, London 2017, ISBN 978-0-571-33326-4.
  • Benoît Clerc: Prince – Alle Songs: Die Geschichten hinter den Tracks. Delius Klasing Verlag; 1. Auflage 2023, ISBN 978-3-667-12537-8.
  • Jason Draper: Prince – Life & Times (Revised & Updated Edition). Chartwell Books, New York 2016, ISBN 978-0-7858-3497-7.
  • Matt Thorne: Prince. Faber and Faber, London 2012, ISBN 978-0-571-27349-2.

Einzelnachweise

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  1. a b Thorne (2012), S. 469.
  2. a b Clerc (2023), S. 499.
  3. Compassion. In: princevault.com. 9. April 2024, abgerufen am 10. April 2024 (englisch).
  4. a b Clerc (2023), S. 500.
  5. Clerc (2023), S. 500–501.
  6. Clerc (2023), S. 498–501.
  7. Draper (2016), S. 190–191.
  8. Draper (2016), S. 190.
  9. a b c d e f g h i Draper (2016), S. 191.
  10. Thorne (2012), S. 466.
  11. Draper (2016), S. 180.
  12. 20Ten-CD von Prince, NPG Records, 2010
  13. Ian Cohen: The Worst Album Covers of 2010. In: pitchfork.com. 6. Dezember 2010, abgerufen am 20. Juni 2023 (englisch).
  14. a b c d e f g h Daniel Koch: Prince: 20Ten ab heute mit unserer Augustausgabe im Handel. In: rollingstone.de. 22. Juli 2013, abgerufen am 20. Juni 2023.
  15. Sticky Like Glue. In: princevault.com. 25. Juni 2022, abgerufen am 20. Juni 2023 (englisch).
  16. Draper (2016), S. 191.
  17. Greenman (2017), S. 197.
  18. Lizie (2020), S. 286.
  19. Tom Bryant: Prince will give new album 20TEN away free to Daily Mirror readers. In: Mirror.co.uk. 3. Juli 2010, abgerufen am 20. Juni 2023 (englisch).
  20. Prince sorgt für Ausverkauf bei „Rolling Stone“. In: focus.de. 15. November 2013, abgerufen am 20. Juni 2023.
  21. dpa/memo: “Rolling Stone” legt neue Prince-CD bei. In: welt.de. 29. Juni 2010, abgerufen am 20. Juni 2023.
  22. Clerc (2023), S. 501.
  23. Thorne (2012), S. 470.
  24. Laydown. In: princevault.com. 25. Juni 2022, abgerufen am 20. Juni 2023 (englisch).
  25. Prince 20Ten Tour – Tour Map. In: princevault.com. 2. September 2020, abgerufen am 20. Juni 2023 (englisch).
  26. Prince Live 2010 – Tour Map. In: princevault.com. 19. Juni 2016, abgerufen am 20. Juni 2023 (englisch).
  27. One-Off Performance 11 July 2010 (a.m.). In: princevault.com. 10. Juli 2020, abgerufen am 20. Juni 2023 (englisch).
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